WESHALB DEINE SIGNALE NICHT FUNKTIONIEREN, OBWOHL DU IMMER EINE BELOHNUNG PARAT HAST

Irgendwie passiert es doch jedem von uns. Wir fahren uns fest in unseren Belohnungen. Im schlimmsten Fall landen wir stets bei dem Leckerli aus der Hand. Langeweile ist so leider vorprogrammiert. Es fällt uns oft erst auf, wenn es bereits zu spät ist. Unser Hund hört nicht mehr so fleißig, wie es einmal war. Aber woran liegt das? Und vor allem, wie kannst du das verhindern?

Hast du das Verhalten ausreichend trainiert?

Belohnung hin oder her. Solltest du deinem Hund das entsprechende Verhalten nicht ausreichend beigebracht haben, wird er es nicht zuverlässig zeigen können. Zum erfolgreichen Training gehören mehrere Faktoren.

  • Verhaltensaufbau ohne Strafen, mit möglichst vielen Belohnungen verknüpft
  • ein sinnvoller Trainingsaufbau, den dein Hund verstehen kann
  • langsame Steigerung des Schwierigkeitsgrades (neuer Ort, mehr Ablenkung, mehr Distanz,...)
  • sinnvoller und langsamer Abbau der Belohnungen, um länger andauernde Verhalten zu bekommen (Bleib, Leinenführigkeit,...)

Der häufigste Grund dafür, dass Hunde ein Verhalten nicht zeigen können, liegt in mangelndem Training. Es wird erwartet, dass der Hund innerhalb kürzester Zeit dazu in der Lage ist, ein Verhalten vom Wohnzimmer auf den Marktplatz in der Innenstadt zu übertragen. Oder vom Hundeplatz direkt in den Wald, während drei Rehe vor seiner Nase herum springen.
So funktioniert das Ganze leider nicht. Auch wir haben unseren Schulabschluss nicht innerhalb von 4 Wochen gemacht. Hunde haben durchaus Schwierigkeiten damit, Erlerntes zu generalisieren. Das bedeutet, sie können ein erlerntes Verhalten nur schwer auf neue Situationen übertragen. Diesem Punkt solltest du in deinem Training immer Rechnung tragen.

Um ein Training gut strukturiert aufzubauen, ist es gut sich einen Überblick über alle Situationen zu verschaffen, in denen du das neue Verhalten nutzen möchtest. Schreibe dir all diese Situationen auf. Als zweiten Schritt kannst du diese Situationen nochmals etwas aufschlüsseln, nach den Ablenkungen die auftreten können. Hier ein Beispiel:

  • 1
    allein im Wald
  • 2
    im Wald, andere Menschen sind da
  • 3
    im Wald, andere Hunde sind da
  • 4
    im Wald, Hund wittert Wild
  • 5
    im Wald, Hund sieht stehendes Wild
  • 6
    im Wald, Hund sieht laufendes Wild

Als letztes sortierst du dir diese Situationen alle nach Schwierigkeitsgrad. Du beginnst mit der leichtesten Situation und endest mit der Schwierigsten. Nun hast du eine Liste, die dir dabei hilft, das Training schaffbar für deinen Hund zu gestalten. Trainiere die Liste Stück für Stück von oben nach unten durch. Hast du das geschafft, wirst du ein ziemlich cooles und sicheres Verhalten bei deinem Hund trainiert haben.

Die Umwelt hindert deinen Hund daran

Du bist dir sicher, das Verhalten ist austrainiert und dein Hund sollte dazu in der Lage sein es zu zeigen? Trotzdem funktioniert es gerade nicht? Dann schau dir die Umgebung an.
Nehmen wir als Beispiel das Verhalten "Sitz". Mögliche Gründe aus der Umwelt können sein:

  • Der Boden könnte zu nass, kalt, heiß, pieksig,... sein. Dein Hund würde es als absolut unangenehm empfinden, wenn er sich dort setzen müsste.
  • Hat dein Hund Schmerzen? Bei Knie-, Rücken-, Schulter- und anderen Schmerzen wird es für deinen Hund absolut unangenehm sich zu setzen. Auch Muskelkater zählt hierzu.
  • Hat dein Hund Angst oder ist aus einem anderen Grund besonders aufgeregt? Auch dann wird es für ihn sehr schwer, das gewünschte Verhalten zu zeigen. Das Gehirn bekommt in diesen Situationen Schwierigkeiten, all die Informationen zu verarbeiten. In diesem Moment ist dein Hund weder Stur noch will er dich testen. Er kann es momentan einfach nicht, da sein Gehirn es nicht verarbeiten kann. Hier kann übrigens ein gut aufgebautes Training helfen, es für den Hund und sein Gehirn leichter zu machen.

Mir selbst ist es einen Sommer passiert. Ich habe Fotos machen lassen von einem professionellen Fotografen. Wir waren im Sommer am Wochenende in der Innenstadt unterwegs. Alle Cafés waren voll und wir mussten uns etwas beeilen, da wir in Zeitnot waren. Ich setzte mich auf die Terrasse eines Cafés und wollte ein entspanntes Bild mit meinem Hund machen. Heraus gekommen ist das.

Gefragt hatte ich mehrfach ein Platz. Er war sichtlich in einem Konflikt, legte sich kurz, um direkt wieder aufzuspringen. Dann wechselte ich zu einem Sitz, aber hier sah es genauso aus. Am Ende sprang er mich an, dieses Bild entstand und wir brachen diese Übung ab.
Weniger Meter später kam ich endlich auf die Idee mal den Boden anzufassen. Wir standen an der Straße und wollten rüber gehen. Beim Warten tänzelte mein Hund die ganze Zeit hin und her, was für ihn sehr unüblich ist.

Der Boden war wahnsinnig heiß. Kein Wunder das er sich nicht hinlegen konnte. Er wollte, das merkte ich. Aber er konnte nicht. Und er muss auch nicht. Er darf Nein sagen. Er versuchte mich in diesem Moment weder zu testen noch war er stur, dominant oder was auch immer.
Wenn du dir sicher bist, das Verhalten ist bei deinem Hund gut trainiert, beachte bitte direkt die Umwelt. Vielleicht ist sie der Grund für den augenscheinlichen "Ungehorsam" deines Hundes.

Deine Belohnungen sind laaaaaaaaangweilig

Ich wette mindestens jede zweite deiner Belohnungen ist ein Leckerli aus deiner Hand. Viel Spannung steckt da nicht dahinter. Du kannst zwar über die Qualitäten der Leckerli etwas mehr Spannung in das Ganze bringen, jedoch bleibt es am Ende ein Leckerli aus der Hand. 

Ist deine Belohnung regelmäßig zu langweilig, wird sich dein Hund für die spannenden Dinge in seiner Umwelt und gegen dein Signal entscheiden. Deine Belohnungen sollten möglichst abwechslungsreich und auf die Bedürfnisse deines Hundes abgestimmt sein. Erkundungsverhalten ist oft ein sehr großes Bedürfnis deines Hundes. Ein Keks aus der Hand erfordert nicht besonders viel Erkundungsverhalten. Statt dessen kannst du die Kekse lieber verstecken, in ein Futterspielzeug füllen oder werfen.
Bringe so viel Abwechslung wie möglich in deine Futterbelohnungen.

Eine weitere Möglichkeit ist das Belohnen mit den Hobbys deines Hundes. Das, wovon du deinen Hund abrufen musst, stellt prinzipiell auch eine tolle Belohnung dar. Schnüffelt dein Hund wahnsinnig gern an Mauselöchern? Dann kann genau das eine tolle Belohnungsmöglichkeit für ein voran gegangenes Verhalten sein. Letzten Endes kannst du alles, was dein Hund gern machen oder haben möchte, als Belohnung nutzen.

Und vergiss nie, dein Hund entscheidet, was belohnend für ihn ist. Ist das Trockenfutterbröckchen in der Wohnung eine tolle Belohnung, muss das draußen im Wald noch lange nicht der Fall sein. Kann dein Hund eine Belohnung nicht annehmen oder verändert die Belohnung das Verhalten deines Hundes nicht wie erhofft, so wird diese Belohnung vermutlich keine Belohnung für deinen Hund sein. Auch dann musst du dich auf die Suche nach neuen Belohnungen begeben.

Blogartikel #13


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